WeGlide, Erfahrungsbericht Uli

Youtube, Stefan Langer

Onlinecontest

Segelfliegen Magazin

Author: Gerhard Marzinzik

Junioren trainieren Senioren

Im Segelflugzentrum Bitterwasser in Namibia stand in dieser Saison die Welt Kopf. Dort hieß es auf einmal: Nicht von den Alten lernen, sondern von den Jungen: „Flying with the Youngsters“.

Da saß Ex-Flugkapitän Cipriano Kritzinger mit Heiko Schwenk im Arcus. Aber nicht der Airliner-Pilot mit 70 Jahren gab seine Erfahrungen weiter, sondern Heiko Schwenk (26). Ein anderes mixed Team bildeten Clemens Pape und Ulrich Wild, Fluglehrer und Ausbildungsleiter im FSV Unterjesingen. Von Clemens Pape, mit 26 Jahren fast noch Junior aber schon mit unschätzbarer Namibia- und Langstreckenerfahrung, holte sich Ulrich Wild (61) den Feinschliff für seine Traumstrecke.

Für Ulrich Wild hat das Coaching zum angestrebten Erfolg geführt. Höhepunkt seines Namibia-Urlaubs: das 1000-km-Diplom. Für Clemens war das eine schöne Bestätigung seines Coachings: „Ich bin schon ein wenig stolz darauf, wie gut Uli das alles gemacht hat.“

Cipriano Kritzinger hatte als Airline-Pilot kaum Zeit zum Segelfliegen und schon gar nicht, um richtig große Streckenflüge anzugehen. „Als größte Distanz schaffte ich mit meiner ASH 26e von der Dahlemer Binz aus bisher nur 650 Kilometer.“ In Bitterwasser wollte er es jetzt wissen und entschied sich für ein professionelles Coaching. Clubkamerad Wilfried Großkinsky vermittelte ihm Heiko Schwenk, der bereits 2011 in Bitterwasser zu einem 1000er ausholte und vor vier Jahren dort seine Palme für das 1000-km-Diplom erflog.

Eigentlich sind die 1000-km-Trainings die Domäne von Senior Wilfried Großkinsky. Jedes Jahr lädt er in einem großzügigen Sponsoring eine Reihe talentierter Junioren nach Bitterwasser ein und zeigt ihnen das Streckenfliegen in Afrika. Nach den gemeinsamen Ausflügen mit einer EB 28edition dürfen die Neulinge dann mit seinem Ventus 3 und allein auf sich gestellt das Gelernte in 1000er Strecken umsetzen. Wer durch diese Schule gegangen ist, kann dann selbst viel weitergeben. So Clemens Pape, er gewann im Junior Cup 2016 für ein Jahr den Dicus 2cT „OLC“ und flog im 1000-km-Camp 2017 in Bitterwasser etliche großen Strecken.

Clemens Schützling Ulrich Wild: „Mein Streckenrekord lag bisher bei knapp 800 Kilometern und ich fragte mich, wie ich diese Grenze nach oben schieben könnte. Als ich von dem Nachwuchsprogramm „Bitterwasser for Juniors“ von Wilfried Großkinsky hörte, hat mich das inspiriert, Clemens nach einem Coaching zu fragen.“

Bei den Flügen mit Clemens ging es um das Kennenlernen der Landschaft, das Verfeinern des handwerklichen Fliegens und die richtige Taktik für schnelle und weite Flüge. Gestartet wurde immer zum frühestmöglichen Zeitpunkt. Im Zentrum der meteorologischen Navigation standen die Wolkenbeobachtung, das Auffinden von tragenden Linien und Konvergenzen, überhaupt die permanente Wetterbeobachtung und Analyse der Entwicklung. Am Ende ging’s um das optimale Zeitmanagement für den Endanflug. Und das hat dann für das erste Solo-Tausender super geklappt.

Cipriano Kritzinger zog nach neun guten Tagen mit Heiko Schwenk das Fazit: „Das Coaching durch einen erfahrenen Piloten und das Fliegen im Team ist bestimmt der schnellste Weg im Streckenfliegen richtig voranzukommen.“

„Flying with the Youngsters“ soll denn auch keine Einzelaktion bleiben. Wer überhaupt erst einmal Namibia kennenlernen will, der kann dafür die jungen Experten anheuern. Deren Coaching-Angebot (Web-Adresse) richtet sich darüber hinaus an erfahrene Streckenflieger, die das Fine Tuning für die großen Strecken brauchen, denen noch das i-Tüpfelchen für den großen Erfolg fehlt. Jenen, die ohne große Leistungsambitionen den Flugspaß über der Kalahari suchen, will „Flying with the Youngsters“ das betreute Fliegen für stressfreien Fluggenuss bieten. Und für alle, die nur noch mit LAPL-Medical unterwegs sind oder sich keinem Englisch-Sprachtest mehr unterziehen wollen, für die wird Namibia mit „Flying with the Youngsters“ wieder möglich.

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